Das Dutzend ist voll! Und wie!
Nachlese zum DTP 2016
am 01.12.2016
Frische Marketingkampagnen – kreativ, authentisch, crossmedial und produktgetrieben
Unter den 60 eingereichten Beiträgen ist ein gutes Dutzend Marketingkampagnen – viele davon auf höchstem crossmedialen Niveau. In deren Mittelpunkt stehen nicht irgendwelche abstrakten Marketingbotschaften, sondern konkrete, authentische, regional verankerte Produkte, Angebote, Infrastrukturen oder Einrichtungen. Stellvertretend seien hier zwei Beispiele erwähnt – zwei diesjährige Preisträger:
- Man kann es sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen: Nürnberg schmeckt mir ist eine perfekt gemachte Marketingkampagne der Congress- und Tourismus-Zentrale Nürnberg – in enger Zusammenarbeit mit den Gastronomen und Anbietern regionaler Produkte entwickelt. Herauszuheben ist das Storytelling, das die Vertretern der Gastrobranche sichtbar macht: den Braumeister, die Restaurantchefin, den Burgerladen-Gründer, den Foodtrucker und den Whiskeyproduzenten. Auch Nürnberger Museen und Gästeführer haben die Kampagne zum Anlass genommen, kulinarische Produkte und Führungen aufzulegen. Spürbar ist nicht nur der gute Geschmack, sondern auch das starke Gemeinschaftsgefühl bei den Leistungsträgern. Was man vom überaus verdienten dritten Preisträger des diesjährigen Wettbewerbs lernen kann: Crossmedialität, Storytelling, Leistungsträgereinbindung, Kreativität und kooperative Finanzierung. (tourismus.nuernberg.de/kulinarik).
- Ähnlich gut, spricht aber andere Sinne an: der Schlafstrandkorb der Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein. Der Schlafstrandkorb ist nicht nur eine Erfindung, bei der sich jeder mit der typischen Handbewegung vor die Stirn fasst und sagt: „Das gibt es noch nicht? Und warum um Gottes Willen kommt man erst jetzt darauf?“ Sondern viel mehr: Eine Marketingbotschaft, die die Marketingkampagne „Glückswachstumsgebiet“ des Landes buchstäblich im Sand erdet, fassbar macht und als leuchtendes Beispiel für hoffentlich noch viele auf der Hand liegende Innovationen aus dem „Echten Norden“ macht. Und was lernen wir daraus? Systematische Innovations- und Kreativitätsprozesse bringen etwas. Das Einfache und Naheliegende bringt den größten Erfolg. Dranbleiben, sich gegen Widerstände durchsetzen und Unmögliches lohnt sich. Der Schlafstrandkorb ist ein wahrer Weckruf und Mutmacher für Kreative. (www.schlafstrandkorb.de)
Datenmanagement, Servicedesign und digitale Kuratierung: Apps erleben eine Renaissance
Nur auf den ersten Blick kann die hohe Zahl der zehn in diesem Jahr zum Deutschen Tourismuspreis eingereichten Apps und digitalen Reisebegleiter überraschen. Was es damit auf sich hat? Ziel ist es, die Smartphones der Gäste zu entern. Entlang der Customer Journey werden bedürfnisadäquate Services und Informationen gegeben, die letztlich auch der Beeinflussung des Reise- und Aufenthaltsverhaltens dienen. Gleichzeitig werden Daten generiert, die einerseits für die direkte Ansprache genutzt werden können, andererseits aber auch in der Summe neue Marktforschungserkenntnisse bringen.
Stellvertretend für diese Entwicklung steht die Nummer 2 des diesjährigen Tourismuspreises, der Beitrag aus der Innovationsschmiede der Hochschwarzwald Tourismus GmbH. Mein Hochschwarzwald & Reiseführer-App ist ein Rundum-Service-Portal mit individuell zugeschnittenen Informationen, Tipps und Empfehlungen, Details zur Unterkunft und Vor Ort-Reiseführer-App für die Tagesplanung. Besondere Features sind zudem der digitale Meldeschein, Wetterinfos und ein Concierge-Service der Touristinfo. Finanziert werden App und Portal aus den Mitteln der Hochschwarzwald Card. Alle Card-Partner können die Tools kostenfrei nutzen. Was man vom Hochschwarzwald lernen kann? Ein kontinuierlich getriebenes Innovationsmanagement, gepaart mit herausragenden Fähigkeiten der digitalen Marktbearbeitung und konsequenter Kunden- und Serviceorientierung. Und das seit Jahren. (www.hochschwarzwald.de)
Neue Tools für Binnenmanagement und -marketing
Mehrere Beiträge zum diesjährigen Tourismuspreis befassen sich mit Binnenmanagement und -marketing. Der Grund ist klar: Im Deutschlandtourismus rückt diese Aufgabe zunehmend in den Mittelpunkt der Tätigkeit der Tourismusorganisationen: Wissenstransfer, Impulsgebung, Qualifizierung und Vernetzung werden für das Destinationsmanagement immer bedeutsamer. Wirkliche Wirkung am Markt kann nur erzielt werden, wenn Leistungsanbieter und Produkte im Wettbewerb befähigt und vernetzt werden. Diesem Grundgedanken folgen, wie ausgeführt, mehrere Beiträge. Zwei können als besonders beispielhaft herausgehoben werden:
- DER TEGERNSEE Preisfinder der Tegernseer Tal Tourismus GmbH bietet für kleinere und mittlere Beherbergungsbetriebe eine automatisierte, einfache Preiskalkulation mittels Excel. Ziel ist die Optimierung der Preiskalkulation der Zimmerpreise. Unter Berücksichtigung buchhalterischer Standards (DATEV) wird in einem Vier-Schritt-Verfahren der Mindest-Übernachtungspreis automatisch ermittelt. Nicht das Instrument an sich, sondern die Art der Unterstützung durch die DMO ist neu. Somit erhalten die Gastgeber eine ausgesprochen pragmatische Hilfestellung, die ihr betriebswirtschaftliches Know-How verbessert und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit der Region erhöht. (www.tegernsee.com/preisfinder)
- Erwähnt werden soll besonders auch das vorbildliche und durchdachte Länderübergreifende Tourismusnetzwerk der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH mit ihren Partnern: Die Online-Plattform Tourismusnetzwerk sammelt, filtert und bündelt Informationen der beteiligten Institutionen für Touristiker, IHKn, des DEHOGA, der zuständigen Ministerien, der Verbände, der touristischen Regionen u.a.m. Sie können eigene Informationen einbringen und miteinander in Austausch treten. „Tourismuswirtschaft auf einen Blick“ ist die Devise. Auf Basis der Erfahrungen in Rheinland-Pfalz (Start 2012) wurde das Tourismusnetzwerk länderübergreifend neu gedacht und weiterentwickelt. Mehrere andere Bundesländer überlegen derzeit, sich dem System anzuschließen (www.tourismusnetzwerk.info)
Autor: Cornelius Obier, PROJECT M GmbH