Die Waldaktie
LU des Landes Mecklenburg-Vorpommern & Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern e.V.
Zu Beginn der Idee stand die Frage, wieviel CO² durch Reisen nach Mecklenburg-Vorpommern freigesetzt wird. Nur mit dieser Zahl ließen sich die zur Kohlenstoffbindung nötige Waldfläche und die bei der Aufforstung anfallenden Kosten abschätzen. Die Berechnungen ergaben, dass eine vierköpfige Familie aus Deutschland (14 Tage Urlaub in Mecklenburg-Vorpommern; Reise im PKW; Mittelklassehotel; Freizeitaktivitäten) durchschnittlich etwa 850 Kilogramm CO² freisetzt. Dies entspricht etwa der Kohlenstoffmenge, die in zehn Quadratmetern Wald gebunden werden kann. Um diese Waldfläche zu pflanzen und zu pflegen, fallen Gesamtkosten in Höhe von etwa zehn Euro an. Zahlt eine Familie zehn Euro, so wird die durch ihren Urlaub entstehende CO2-Menge durch wachsende Bäume gebunden.
Auf dieser Grundlage wurde das Projekt „Waldaktie“ vom Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Mecklenburg-Vorpommern und dem Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern e.V. entwickelt: Der Erwerb einer symbolischen Waldaktie im Wert von zehn Euro gewährleistet, dass von den für diesen Geldwert gepflanzten Bäumen gut 800 Kilogramm Kohlendioxid gebunden werden. Die Touristen können die Waldaktien über das Internet erwerben und sich darüber hinaus an regelmäßigen Pflanzaktionen beteiligen. Schließlich können sie den wachsenden Wald weiter beobachten und werden so zusätzlich stärker emotional an das Tourismusland Mecklenburg-Vorpommern gebunden.
Derzeit werden in Mecklenburg-Vorpommern vier Klimawälder sukzessive aufgeforstet, drei weitere sind geplant bzw. in der Umsetzung. Alle befi nden sich innerhalb der stark frequentierten Destinationen, z.B. auf Rügen und auf Usedom. Zusatzinformationen und informelle Lerninhalte über die Zusammenhänge zwischen Tourismus, Energie, Klimaschutz und Wald sensibilisieren die Gäste. Ein wichtiges Kommunikationsinstrument ist ein Klimawürfel aus Buchenholz, der zusätzlich zur Waldaktie erworben werden kann. Auf den Seiten dieses Holzwürfels sind allerlei interessante Informationen zum Thema Energie- und CO²-Verbrauch zu finden. Mit einer Kantenlänge von 9,3 Zentimetern ist in dem Würfel exakt ein Kilogramm Kohlendioxid gebunden.
Das Projekt verbindet die Themen Klimaschutz, Tourismus, Naturerlebnis und Umweltbildung miteinander und stützt damit das Image und Selbstverständnis des Urlaubslandes Mecklenburg-Vorpommern. Die Gäste profi tieren von einem zusätzlichen Urlaubserlebnis mit pädagogischen Inhalten, aber ohne erhobenen Zeigefinger. Klimaschutz wird zu einem sichtbaren und nicht mehr anonymen Prozess in der Lebenswelt der Touristen.
Der Verkauf der Waldaktie erfolgt derzeit über das Internet. Bis Ende 2008 sollen auch noch lokale Akteure, wie Hotels und Forstämter eingebunden werden. Bereits wenige Monate nach Projektbeginn ist spürbar, dass die Akteure zusammengeführt werden und weitere Projektideen entstehen, z.B. CO²-neutrales Tagen (www.meet-mv.de). Die Kampagne soll schrittweise erweitert werden, besonders über Messen, das Internet, Kataloge und durch Partnerschaften, z.B. mit Ameropa. Die Organisatoren verzeichnen zudem ein wachsendes Interesse von Sponsoren und Förderern. Mittlerweile konnten rund 4.800 Waldaktien verkauft und damit rund 48.000 Euro für Aufforstungen gewonnen werden.
Das Projekt „Waldaktie“ ist jedoch auf Dauer angelegt: Klimaschutz und -wandel bleiben präsente Themen. Die Ostsee gilt bislang als einer der möglichen touristischen Profi teure des Klimawandels. Um so mehr wollen die Akteure in Mecklenburg-Vorpommern das Thema ins Bewusstsein rücken. Dabei haben sie auf innovative und vorbildliche Weise einen öffentlichkeitswirksamen Bezug zur Destination und zu den Markenwerten des Landes hergestellt.
Das gefiel der Jury:
- erlebbare Verbindung zwischen Klimaschutz und Tourismus
- Übereinstimmung zwischen Markenwerten und Botschaft
- Bewusstseinsbildung
- Übernahme von Verantwortung für ein globales Thema